Die Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción veranstaltet vor der Delegación del Gobierno de Canarias in Madrid eine Protestkundgebung gegen den vor kurzem verabschiedete Artenschutzkatalog im Kanarischen Parlament. Die auf Antrag der Coalición Canarias und dem Partido Popular entstandene Gesetzesvorlage führt, gemäss Ecologistas en Acción, zu einem gravierenden Zustand der Schutzlosigkeit vieler bedrohter Arten, ermangelt zudem einer wissenschaftlichen Grundlage und führt zu einem beispiellosen Rückschritt im Kampf zum Schutz der Artenvielfalt.

Ecologistas en Acción hat sich heute entschieden gegen den Gesetzesvorschlag zur Erneuerung des Artenschutzkataloges der Kanarischen Inseln ausgesprochen und zu einer Protestkundgebung vor der Delegación del Gobierno de Canarias in Madrid aufgerufen. Gemäss Ecologistas en Acción handelt es sich hierbei um einen Gesetzesvorschlag, der hinter dem Rücken der Oeffentlichkeit und ohne Beizug von wissenschaftlichen Fachleuten ausgearbeitet wurde und dessen Ziel es ist, die Schutzkategorien einer grossen Anzahl bedrohter Arten herabzusetzen, um, auf diese Weise, die gesetzlichen Hürde zu umgehen, die bis anhin den Bau grosser und unnötiger Infrastrukturen blockierten, wie dies am Beispiel Puerto de Granadilla klar ersichtlich ist.

Während weltweit das Bewusstsein über die Dringlichkeit des Schutzes der durch menschliches Unvermögen bedrohter Artenvielfalt unseres Planeten zunimmt; während 2010 von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Biologischen Vielfalt erklärt wurde; und während in wenigen Tagen der Internationale Tag der Biodiversität gefeiert wird – zieht die Kanarische Regierung in die entgegengesetzte Richtung und setzt die Schutzkategorien von mehr als der Hälfte der zur Zeit unter Schutz stehenden Arten herab.

Besondere Aufmerksamkeit sei der neuen Kategorie «De Interés para los ecosistemas canarios» gegeben, die von der Parlamentarischen Gruppe der Coalición Canarias ins Leben gerufen wurde und rund 200 Arten umfasst. Diese Arten stehen jedoch nur dann unter Schutz, wenn sie sich innerhalb einer speziellen Schutzzone befinden und auch nur dann, wenn kein Projekt von «Oeffenlichem Interesse» vorhanden ist. Diese Handhabung führt zu einer akuten Gefährdung des überaus reichen Naturerbes der Kanarischen Inseln und der allgemeinen Vielfalt des gesamten Planeten. Die Rechtfertigung dieser neuen Kategorie beruht auf der Beseitigung der rechtlichen Hürden, die derzeit der Realisierung bestimmter Projekte von zweifelhaftem «Oeffentlichem Interesse» im Wege stehen, da der Schutz der in dieser Kategorie aufgelisteten Arten nicht mehr gewährleistet werden muss. Beispielsweise die Aufhebung der Schutzbestimmungen der «Sebadales», der Cymodocea- oder Seegraswiesen, die als Folge die Realisierung des Bauprojekts «Puerto Granadilla» ermöglichen werden.

Wie in den vergangenen Monaten deutlich wurde, haben sich eine Vielzahl von wissenschaftlichen Fachleuten klar gegen den Katalog ausgesprochen: Von bekannten internationalen Institutionen wie die UICN bis zu den auf nationaler Ebene tätigen staatlichen Gruppen wie der «Grupo de Ecología y Evolución en Islas del Centro Superior de Investigaciones Científicas (CSIC)». Doch es sind nicht nur Stimmen aus der Wissenschaft laut geworden, sondern bis zum aktuellen Datum haben 13 Gemeindeverwaltungen und 4 Cabildos (mehr als die Hälfte der insgesamt 7 Inselräte) den Gesetzesvorschlag zurückgewiesen. Diese Tatsache stellt ihrerseits den räpresentativen Charakter der Abgeordneten des Kanarischen Parlaments in Frage, die mit ihrer Stimmeabgabe den grössten Anschlag gegen die Artenvielfalt und gegen die Demokratie in ihrer 30 jährigen Geschichte begangen haben.